Über mich

Hi,
ich bin Sarah-Isabell Hellriegel-Rodríguez. Ein echter Schwaben-Inka Mix.

Wie ich zu den beiden Themen Missbrauch und Demenz komme, ist schnell erklärt:
Ich war einst selbst Opfer sexualisierter Gewalt. Bei meinem Weg ins Erwachsenenleben, arbeitete ich während meines FSJ in der Gerontopsychiatrie in der Pflege. Dort eröffnete sich mir eine bis dahin völlig fremde Welt. Demenz.
Menschen, die sich in aller Öffentlichkeit auszogen, Menschen, die mich „Frau Doktor“ nannten und mir den lieben langen Tag hinterher liefen um Schutz zu suchen. Andere, die glaubten, das Heim sei ein Hotel oder sie befänden sich im Schullandheim auf der Alb. 

Und obwohl diese Bewohner sich „daneben“ benahmen, so waren sie doch voller Würde, voller Lebensweisheit. 

Ein Mensch ist eben mehr, als seine Krankheit. Mehr, als seine Vergangenheit. 

Neben vielen anderen psychischen Erkrankungen war es die Demenz, die mir besonders auffiel. Die Frage, was DAS verursacht trieb mich um. Und auch, wie man damit umgeht. 

Habe ich doch anfangs versucht, die 86jährige Frau davon zu überzeugen, dass das kein Ausflug ist, sondern ein Pflegeheim. Sie schimpfte mich als „verrückte“ und versicherte mir, ihr Vater würde ihr eine Tracht Prügel verpassen, käme sie zu spät nach Hause. Alle Anstrengung, ihr zu erklären, ihre Eltern seien schon tot, mündeten in einer Erhärtung unserer Kommunikation. Sie war sauer und ich wusste nicht, wie umgehen mit speziell dieser Frau (die mir bereits sehr ans Herz gewachsen war). Das war noch lange vor der Zeit in der Validation nach Naomi Feil oder die Erkenntnisse von Elisabeth Kübler-Ross ihren Weg auch in mein Repertoire fanden. Ich begann also zu schauspielern. Ab jetzt war ich in ihrem Film. Wir waren auf der Alb und unsere Beziehung veränderte sich schlagartig. Ich war ihr „Goldschätzle“. Von dieser Frau lernte ich, dass Abort nicht nur Abtreibung heißt, sondern auch Toilette, dass Schnürsenkel oder Schuhbendel auch Nestel genannt werden und, dass nicht nur Prostituierte Strapsen tragen, sondern dass das früher üblich war. Woher soll man es auch besser wissen, als von Zeitzeugen?

Im Pflegeheim war es auch, wo ich das erste Mal mit meiner eigenen sozialen Phobie konfrontiert wurde. Und zwar beim Singen. Es gab dort eine Therapeutin, die Gruppenaktivierung in Form von gemeinsam gesungenen Volksliedern durchführte. Am Tag, als sie nicht da war, klatschte mir die Bereichsleitung einen dicken Schinken auf den Tisch. Volkslieder. „Da, fang an!“ – befahl sie. Ich saß inmitten der Bewohner und alle gafften mich an. Leise gab ich zurück: „Ich kann das nicht.“ – Alle Augen auf mir. „Dann lern’s.“ sagte sie und ging hinfort.

Ufff…

Was soll ich sagen?

Raten Sie mal, was sich in die Liste meiner Lieblingslieder gemogelt hat. 
Ich sag’s Ihnen: 

Am Brunnen vor dem Tore

Hoch auf dem Gelben Wagen

Der König von Thule

Das ist nun schon über 20 Jahre her…

Neben meinem regen Drang, mich weiterzubilden, wuchs die ganz große Leidenschaft, Menschen besser zu verstehen. Nonverbale Signale zu deuten und klare Körpersprache zu beherrschen. Unser Hund Lenox, unsere beiden Katzen und ein paar Eulen sind mir da mindestens eine genau so gute Hilfe, wie die Menschen, die mich tagtäglich umgeben. 

Seit einiger Zeit bin ich Mitglied bei den Toastmasters. Hier schleife ich an meiner Bühnenpräsenz, an der Fähigkeit, Kritik zu geben und zu empfangen und an meinen Beobachtungsskills. Was soll ich sagen? Menschen drücken so vieles aus. Selbst, wenn sie es sich verkneifen wollen…
In diesem Jahr bin ich bereits zum 2. Mal Vice President PR  in meinem Club. Das bedeutet soviel, wie ich darf medial auf uns aufmerksam machen und wenn ich es gut genug hinkriege, dann erreichen wir dadurch Menschen, die vielleicht auch an sich, an ihren Führungsqualitäten und an dem bewussten Umgang mit Worten feilen wollen. Toll, oder?

Im Jahr 2020 habe ich alle mir bekannten Kinderschutzaktivisten mobilisiert, um gemeinsam mit ihnen zu überlegen, wie Kinder während des Lockdowns sich mitteilen können, falls sie zuhause Gewalt oder Missbrauch erleben. Damals hatte ich vor den Folgen gewarnt, die diese Maßnahmen haben könnten. Um auf tiefster Ebene ehrlich aus meinem Herzen zu sprechen: Ich war fassungslos über die Entscheidung, Kinder zuhause einzusperren. Möglicherweise mit Tatpersonen. Wie konnte es sein, dass wir das zuließen? Während ich zuvor davon ausging, vollkommen im Reinen mit mir und meiner Vergangenheit zu sein, mit den an mir verübten Taten, mit den Folgen, mit denen ich mich weitgehend arrangiert habe…
…wurde ich unruhig, ungehalten. Wie ein wildes Tier, das in einem viel zu engen Käfig erwacht und raus will. Und wissen Sie auch warum? Weil niemand meine Vergangenheit ändern kann. Nicht meine, nicht die der unzähligen anderen Opfer von Gewalt und Missbrauch. Aber ich glaube, dass es notwendig ist, alles daran zu setzen, Kinder hier und heute vor den Gefahren zu schützen. Und auf diesem Weg bin ich Irmi Wette begegnet. Sie ist begnadete Puppenspielerin und setzt sich mit dem Verein Pfoten weg! e.V. dafür ein, dass Prävention direkt bei denen landet, um die es geht. Bei den Kindern. Mit dem gleichnamigen Theaterstück hat sie schon über 100.000 Kinder erreicht. Es freut mich zutiefst, dass ich im Juni  2024 zur 2. Vorständin des Vereins Pfoten weg! e.V. gewählt wurde um nun gemeinsam mit Irmi Wette die Mission possible, wie sie das nennt, in die Welt zu tragen.  

Um Ihnen die Kapriolen meines beruflichen Werdegangs zu ersparen (ich war nämlich schon alles mögliche zwischen stellvertretender Sekretariatsleitung, Ramp-Agentin und Physikalisch-technischer Assistentin), nenne ich nur die Stationen, die für meine jetzige Tätigkeit von besonderer Bedeutung sind:

Ende 2014 brach ich mein Lehramtsstudium ab und war zum allerersten Mal in meinem Leben arbeitslos. Ich versuchte wieder als PhyTA Fuß zu fassen, was mir zum Glück nicht gelang. „Sie haben doch schonmal im Seniorenheim gearbeitet. Wollen sie da nicht wieder anknüpfen? Wir haben da was für Sie. Werden Sie Betreuungskraft“, sagte die Sachbearbeiterin vom Amt. Gesagt, getan. Und so ließ ich mich ausbilden.

Aufgrund der Bedingungen in Pflegeheimen und auch, weil Menschen schon vorher Begleitung brauchen, entschied ich mich, eine Gründungsberatung in Anspruch zu nehmen.

Damit begann 2015 meine Reise in die Selbstständigkeit – interkulturell sensible Seniorenbetreuung. Mir fiel immer mehr auf, wie anfällig unsere Kommunikation für Missverständnisse ist. Wenn Worte fehlen, dann sind es andere, subtile Dinge, die uns Hinweise auf das Wohlbefinden geben. Um noch besser beiseite stehen zu können, folgten darauf weitere Fortbildungen im Bereich der Begleitung von Menschen mit psychischen Auffälligkeiten.

Seit 2016 leite ich Demenz-Partner-Kurse (Deutsche Alzheimergesellschaft e.V.).

2017 erhielt ich meine Heilerlaubnis auf dem Gebiet der Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz.
Als Heilpraktikerin für Psychotherapie wende ich seither die erlangten Kenntnisse an.

2020 – jetzt
Während des Lockdowns wurde mir noch einmal mehr bewusst, wie wichtig ein gutes Helfernetzwerk ist, wenn Menschen in schwierigen Verhältnissen leben. Jetzt war schnelles Handeln gefragt. Gemeinsam mit Fachkräften, Pädagogen und anderen Betroffenen von Missbrauch arbeiteten wir an Lösungen für diese Lage. In Kooperation mit verschiedenen Vereinen und Initiativen setze ich mich aktiv ein für Betroffene von sexualisierter Gewalt. Das bot mir die Möglichkeit, Sprachrohr zu werden für die „schwachen“. Als so ein Sprachrohr bin ich nun schon ein paar Jährchen unterwegs. 

seit 2021 habe ich besondere Freude daran, Präventionsfortbildungen zu leiten und aufzuklären über sexualisierte Gewalt und darüber, wie wir Schutzbefohlenen besseren Schutz bieten. inzwischen bildet das den Kern meiner Tätigkeit.

Ich bin behutsam und auch gern unkonventionell. Es gibt nicht DIE eine Art, Menschen zu begegnen. Wir sind einzigartig. Und so einzigartig ist auch meine Arbeit mit Dir, mit Ihnen oder Euch.

Meine Vision?

Eine Gesellschaft, die hinsieht und kompetent handelt.

Als Übersetzerin zwischen den Welten sehe ich mich genau zwischen den „wohlbehüteten Schäfchen“ und denen, die es nicht so gut haben oder hatten.
Ich stehe für Kompetenz trotz Trauma,  für Entstigmatisierung und Ressourcenorientierung

Papiere, Papiere, Papiere

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